1. Tag: Dienstag, 23. Januar 2018

 

Am 23.1.2018 fliegen wir mit Swiss in 2 h  20 min für fünf Tage nach Barcelona. Die Buchungen des Fluges, des Hotels (Room Mate Pau, Fontanella, 7, Eixample, Barcelona, 08010), der 5-Tages-Barcelonacard, der Aerobústickets vom Flughafen und Eintrittsbillette für die Sagrada Familia bestellen wir per Internet aufs iPhone, und alles funktioniert bestens.

Barcelona empfängt uns an der Plaza de Cataluña mit 16 Grad, schönem Wetter, vielen Leuten - vor allem Japanern mit Selfiesticks - und tausend Tauben. Das kleine und modern eingerichtete Hotel Room Mate Pau liegt nur 200 m von der Plaça und der Haltestelle von Aerobús enfernt. Sofort starten wir zum ersten Erkundungsgang. Eine Rolltreppe führt uns auf die Aussichtsplattform des Corte Inglès mit einem tollen Blick auf die Plaça de Cataluña. Unser Spaziergang (Tagesstrecke ca.14 km) führt uns rund um den Platz, vorbei an den Springbrunnen mit den acht Statuen (Jugend, weibliche Figur, …), der Skulptur von Frederic Marès «Barcelona» (weibliche Figur mit Boot und Hermes auf Pferd), dem Denkmal für Francesc Macià (Präsident der Generalitat) und vielen anderen.


Die Flaniermeile Rambla
besteht aus verschiedenen Abschnitten und verdankt ihren Namen dem arabischen Begriff «rambla, sandiger Boden». Sie zieht sich 1,3 km vom Plaça Catalunya bis zum Hafen. Die Rambla de Canaletes, ein beliebter Treffpunkt der FCB-Fans, ist bekannt für den Font de Canaletes. Die Legende besagt: Wer aus diesem Brunnen trinkt, kommt zurück. Leider fliesst heute kein Wasser daraus. An der Rambla dels Estudis steht von vielen früheren Hochschulgebäude nur noch die Reial Acadèmia de Ciències i Arts und etwas weiter die Barock-Kirche von Bethlehem. Die Rambla de les Flors war früher der einzige Platz, auf dem im 19. Jahrhundert Blumen zu haben waren. Sie ist von Platanen gesäumt. An ihr befinden sich der Palau de la Virreina, der Mercat de la Boqueria, das Miromosaik und die Casa des Schirmhändlers Bruno Quadras.

Die Markthallen des Mercat de la Boqueria (der Schlund) haben eine Fläche von 2583 m² und sind aus Glas und Stahl konstruiert. Die Hallen gehen auf einen Strassenmarkt zurück, der an der Rambla abgehalten wurde. Wir geniessen die Farben und Gerüche der Fischstände, der Getränke, der Gewürze und der getrockneten Früchte. Die Rambla del Caputxins ist ein Paradies für Kleinkunstlienhaber. An ihr liegen das Gran Teatre del Liceu und das Cafe de l’Opera.

 

Von hier gehen wir ins Barri Gòtic zur Plaça Reial mit ihren schlanken Palmen, dem Drei-Grazien-Brunnen und den behelmten Laternen von Antoni Gaudí. Mit seinem Labyrinth enger Gassen zwischen La Rambla und Via Laietana zählt das Barri Gòtic bis heute zu den belebtesten Vierteln Barcelonas. Es erstreckt sich von der Plaça de Catalunya bis zum Meer. Durch die 3 m breite und 129 m lange Carrer Petritxol, der ersten Fussgängerstrasse (1959) von Barcelona mit den berühmten Schokoladecafés, gelangen wir zur Plaza del Pi, einem schönen kleinen Platz vor der Kirche Santa Maria del Pi (Pinienbaum). Die gotische Basilika hat viele Kapellen aus dem 14. Jahrhundert und eine von zwei unvollendeten Türmen eingerahmten Fensterrose. Der Place de Sant Josep Oriol ist ein an der  Seitenwand der Maria von Pi gelegener Platz mit einem Denkmal für den Bühnendichter Àngel Guimerà (1845-1924).

 

Im sanften Dämmerungslicht gelangen wir zum schönsten gotischen Bauwerke in Barcelona - der Kathedrale (La Seu). Auf dem leicht erhöhten Pla de la Seu hatten schon die Römer einen Tempel. Geweiht ist die Kathedrale der Märtyrerin Santa Eulàlia, der Schutzpatronin von Barcelona. Sie wurde in spätrömischer Zeit zu Tode gefoltert. Die 13 weissen Gänse im Kreuzgang symbolisieren das Alter von Eulàlia, als sie ihr Märtyrium erlitt. Das im warmen Licht strahlende Innere der Kirche mit seinen mächtigen Säulen und 29 Seitenkapellen beeindruckt uns sehr. Beim Verlassen der Kathedrale stehen wir im Dunkeln auf der Plaça Nova im Zentrum der Altstadt und dem ehemaligen römischen Barcino vor einem Wandgemälde, dem einzigen Werk von Picasso im Freien. Musik ertönt laut zu einer Bildershow auf dem hohen Gebäude hinter dem Picassobild. In der Plaza Nova gibt es viele Denkmäler vom Mittelalter bis zum Art Nouveau, auffallend sind die zwei Aquäduktebögen aus der Römerzeit.

 

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2. Tag: Mittwoch 24.1.2018

 

Wir stehen früh an dem sehr reichhaltigen Frühstücksbuffet im Hotel, da wir für den Sagrada Família Einritt ein Zeitfenster von 9 bis 9:15 Uhr bekommen haben. Mit der Metro erreichen wir vom Paseig de Gracia aus die Sagrada rechtzeitig. Die hohen Türme und Kräne ragen imposant hoch und leuchten im warmen Morgenlicht. Wir müssen nicht anstehen, aber die Sicherheitsmassnahmen sind strenger als am Flughafen. Ich muss sogar mein Taschenmesser abgeben. Dann stehen wir vor der Eingangsfassade mit den Skulpturen von der Geburt Jesu, die im üppigen Schnörkelwerk beinahe verschwinden. Wir treten im Pulk mit unzähligen mit Selfiesticks bewaffneten Japanern ein, bleiben stehen und verlieren uns staunend in der überwältigenden und lichtdurchfluteten Kirche. Die Menge der Besucher scheint begrenzt zu sein, und so kann man in aller Ruhe alles abschreiten und bewundern. Die Sagrada Família mit ihren spektakulären Buntglasfenstern ist wirklich ein Jahrhundertwerk in dem Gotik und Jugendstil in einem Meisterwerk zusammentreffen.

 

Gaudís Entwurf wird voraussichtlich 2026 (100. Todestag von Gaudí) fertig sein. Dann wird sie 18 Türme besitzen. 12 der Türme symbolisieren die 12 Apostel, 4 Türme stehen für die Evangelisten, die letzten für Jesus Christus und Mutter Maria. Mit einer Höhe von 172.50 m werden es die höchsten Türme sein. Der Innenraum verfügt mit 75 m über eine extrem hohe Gewölbehöhe. Faszinierend sind die steinernen Säulen, die das Gewölbe tragen. Das Licht im Kirchenschiff erinnert an einen lichten Wald.

 

Nach dem Besuch der Sagrada spazieren wir zur Plaça de les Glòries Catalanes, wo der Autoverkehr vierspurig kreist. Die Richtung weist uns der zapfenartige Torre Agbar, der das Museu del Disseny (Design Museum) und den Flohmarkt Mercat Fira de Bellcaire Els Encants, als noch höchste Sehenswürdigkeit Barcelonas überragt. Das Wort Agbar ist ein Kunstwort und setzt sich aus Aguas de Barcelona zusammen. Er war bis zu dem Auszug der Wasserwerke deren Firmensitz. Heute ist der Turm im Besitz von Investoren und die Nutzung ungewiss. Aber das Gebäude ist ein wunderschönes Wahrzeichen geworden, besonders wenn der Torre Glòries, wir der Torre Agbar heute heisst, nachts beleuchtet ist. Der Turm soll eine Wasserfontäne darstellen, die permanent ihr Aussehen verändert. Je nach Lichteinfall verändert der Turm seine Farben. Dafür sorgen 40 verschiedene Lackfarben, die das Licht unterschiedlich reflektieren. Verstärkt wird dieser Effekt auch durch tausende Glaslamellen vor der eigentlichen Fassade. Der Flohmarkt Mercat Fira de Bellcaire Els Encants (alter Charme) lädt zu Stöbern ein und spiegelt in seinem Spiegeldach das Geschehen unter ihm. Er ist einer der ältesten Märkte in Europa. Er wurde im 14. Jh. erstmals erwähnt, ist 15`000 m2 gross und wartet mit Hunderten von Ständen auf, an denen über 500 alteingesessene Händler ihre Waren anbieten. Bei einem Versuch, den Bereich zu renovieren, stellte man den Markt 2013 in einem neuen und modernen Standort auf der Plaza de las Glorias.

 

Weiter möchten wir mit dem Bus, um am Strand die Skulptur Peix d`Or (goldener Fisch) anzuschauen. Die Geleise zwingen uns zu einem langen Umweg, und zuletzt landen wir beim Hauptbahnhof und dem lang ersehnten Kaffee. Wir erreichen das alte Fischerviertel Barceloneta, wo wir an der Moll de Barcelonta an der Sonne unser Picknick vor Dutzenden von afrikanischen Strassenverkäufern verzehren. Dann gehen wir am Museu d`Història de Catalunya, dem Palau de Mar und Roy Lichtensteins Skulptur Cap de Barcelona vorbei zum Port Vell (der moderne Jachthafen),wo wir das helle Licht auf einem Bänklein vor dem Einkauszentrum Maremagnum geniessen. Unser Blick ruht auf dem Meer, 100 Bootsmasten, dem Word Trade Center, der Seilbahn, welche über den Torre Jaume zum Montjuic hinüberführt, den Möven und auf den zwei schwimmenden Skulpturen «Miraestels» (Mira estrellas – Blick in die Sterne) des Künstlers Robert Llimós. Er fertigte sie zu Ehren des katalanischen Dichters Joan Brossa und seiner Poesiesammlung «El Saltamartí - Stehaufmännchen».

 

Die hölzerne Fussgängerbrücke Rambla de Mar führt uns zum «Monument a Colon», der 60 m hohen Kolumbussäule, welche an dem Ort steht, an dem Christoph Kolumbus 1493 nach seiner Entdeckung Amerikas nach Spanien zurückkehrte. Sie wurde zur Weltausstellung 1888 errichtet. Ich fahre im kleinen Lift nach oben, von wo man einen perfekten Rundblick auf den Alten Hafen, den Montjuic und die Altstadt von Barcelona hat.

 

Mit der Metro geht es zurück zum Hotel und einer Siesta, bis wir den Tagesmarsch von ca. 17 km etwas später im Viertel Ribera Born mit dem Besuch des Picasso Museums (3500 Werke) fortsetzen. Es werden vor allem die erstaunlichen Jugendwerke (1895 – 1904) gezeigt. Pablo Ruiz Picasso (1881 – 1973) kam 1895 mit 13 Jahren nach Barcelona und verbrachte an der Schule «La Lotja», an der sein Vater lehrte, seine Lehrjahre. Die 10 Jahre, die er in Barcelona lebte, war seine prägendste Zeit. Das Picasso Museum wurde 1963 eröffnet und befindet sich in fünf zusammenhängenden gotischen Stadtpalästen aus dem 13. bis 15. Jh. in der Carrer Montcada.

 

 

3. Tag: Donnerstag 25.1.2018


Bei etwas kühlerem Wetter steht heute der Munjuic, der 170 m hohe Hausberg von Barcelona auf unserem Programm. Wir fahren mit der Metro bis zur Station Paral-lel und steigen dort in den Funicular de Montjuic um. Diese Standseilbahn von 758 m Länge und einer Höhendifferenz von 76 m verbindet die Stadt mit den Gärten und Sportanlagen auf halber Höhe des Montjuic. Nahe der Endstation besuchen wir, auch dieses Mal ohne anzustehen, die Fundació Joan Miró. Das Museumsgebäude enthält über 10.000 Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Bühnenentwürfe und Teppiche Joan Mirós, von frühen Zeichnungen von 1901 bis zu den späten grossformatigen Gemälden. Auf der Dachterrasse des Hauses werden Skulpturen des Künstlers präsentiert.

 

Der Teleferic von Montjuïc (Länge 750 m, 84 m Höhe, seit 2007 in Betrieb) führt uns nun direkt zum alten Castillo de Montjuïc. Die Aussicht ist grandios. Ganz Barcelona und der Hafen liegen zu Füssen, und der Blick reicht bis zum Tibidabo. Viele Sehenswürdigkeiten des Montjuïc (Kastell, Botanischer Garten) entstanden im Rahmen der Weltausstellung von 1929 (Poble Espanyol) oder im Rahmen der Erschliessung des Berges für die Olympischen Spiele von 1992 (Olympiastadion, Fernmeldeturm in Athletenform, Olympiahalle Sant Jordi).

 

Die Festung Castell de Montjuïc wirkte als Schutz des Hafens und der Stadt, und als Zwingburg fremder Herrschaft. Bei der Belagerung von 1705 hatte die Festung eine Schlüsselstellung. Die bourbonischen Herrscher in Madrid unterwarfen Katalonien 1714 und hielten die Burg seitdem besetzt. Im 19. Jh. wurde die Stadt  mehrmals vom Berg aus beschossen. In der Zeit des Franco-Regime spielte das Kastell eine bedeutende Rolle als Ort für Inhaftierungen und Exekutionen von Personen, die für die demokratische Republik gekämpft hatten. Am Rande des Zentralfriedhofs am südlichen Ende des Montjuïc liegen immer noch in einem alten Steinbruch zirka 4000 Opfer verscharrt.

 

Per Bahn fahren wir wieder hinunter und spazieren von der Metrostation Liceu aus ins Barri Gòtic. Dieses Viertel erstreckt sich von der Plaça de Catalunya bis zum Meer. Mit seinem Labyrinth enger Gassen zwischen La Rambla und Via Laietana zählt das Barri Gòtic bis heute zu den belebtesten Vierteln Barcelonas. Von der Rambla aus betritt man das alte römischen Zentrum Barcino durch die Carrer Portaferrisa. Am ehemaligen Stadttor steht der Font de la Portaferrissa. Hier war eines der eisernen Tore der alten Stadtmauer. Ferro bedeutet Eisen und Ferrissas wurden die Eisenstangen genannt mit denen man nachmass ob die Karren auch, von der Breite her, durch die Strassen passten.

 

Die Plaça Nova ist voller Menschen. Musiker spielen, grosse Seifenblasen schweben durch die Luft, Gaukler versuchen die Passanten zu einer gemeinsamen Foto zu überreden und Touristen durchstöbern den Antiquitätenmarkt, der hier jeden Donnerstag abgehalten wird. Wir setzen und am Rand auf eine Steinbank, geniessen unser Picknick und die Atmosphäre der grossartigen Stadt. Dann umrunden wir den Platz, betrachten die zwei Aquäduktebögen aus der Römerzeit und neben der Kathedrale die gotische Casa de l'Ardiaca. Einzigartig am Renaissanceportal ist den Marmor-Briefkasten mit drei Schwalben und einer Schildkröte.

 

Wir gelangen zur Plaça de San Jaume mit dem Palau de la Generalitat und der Casa de la Ciutat. Der Palau de la Generalitat de Catalunya ist Sitz der katalanischen Regierung und beherbergt die Büros des amtierenden Präsidenten Kataloniens. Die heutige Hauptfassade wurde 1596 im Renaissancestil fertiggestellt. Über dem Eingang steht eine Statue des hl. Georg und des Drachen. An der neoklassischen Fassade des Ratshauses Casa de la Ciutat fällt eine grosse gelbe Protestschleife als Zeichen der Unterstützung der katalanischen Seperatisten auf. Wider Erwarten merkt man im Alltag Barcelonas nichts von den Bemühungen für die katalanische Unabhängigkeit. In 5 Tagen haben wir nur 4 Personen mit einer gelben Schleife gesehen. Von einzelnen Balkonen flattert die Katalanische Flagge. Der Rückweg zum Hotel führt über die Plaça de Berenguer mit seiner Reiterstatue von Raimund Berengar III., Graf von Barcelona (1082 - 1131), an der Via Laietana.

 

Nach der Siesta brechen wir gegen Abend auf zur Passeig de Gracia im Stadtteil Eixample. Dies ist ein 1.5 km langes Flanierboulevard und ein Shopping-Paradies (Top Labels), im Vergleich zur Rambla aber moderner und eleganter. Hier erheben sich gleich 3 merkwürdige Gebäude. Direkt neben der Casa Batlló steht ein 2. modernistisches Gebäude, die Casa Amatller von Josep Puig i Cadafalch, und nur wenige Meter weiter unten noch ein drittes, die Casa Lleó Morera von Lluís Domènech i Montaner.

 

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Altstadt Barcelonas von der mittelalterlichen Stadtmauer befreit, die die Stadt viel zu lange eingeengt hatte. Von Ildefons Cerdà i Sunyer stammt die Idee der rasterartigen Verteilung der Strassen und Häuser. Eixample bedeutet Erweiterung. Auf dieser neuen, großen Fläche oberhalb der Plaça Catalunya, konnten sich die reichen Industriellen und ihre Architekten nun austoben. 1898 begann Puig i Cadafalch mit den Arbeiten zur Casa Amatller. Es ist das einzige modernistische Haus, das seine ursprüngliche Schönheit und Pracht bewahrt. Die Amatllers waren Schokoladenhersteller und die gute Schokolade hatte die Familie schnell reich gemacht. Antoni Gaudí 1904 erhielt den Auftrag zum Umbau eines weiteren Gebäudes. Es entstand die Casa Batlló, eines der Bauwerke, die die Architektur Barcelonas prägen und ein gutes Beispiel für Gaudís Modernismus ist. Da die Vorderseite des Gebäudes schon ein wenig skurril aussieht, wird das Gebäude von den Katalanen auch Casa dels Ossos (Knochenhaus) genannt. Die Fassade soll an die Legende des Sant Jordi, des Drachenkämpfers, erinnern. Ein Weiteres, Raffiniertes und von Gaudí konzipierte Gebäude ist die Casa Milà, die auch als Steinbruchhaus, La Pedrera (Steinbruch) bezeichnet wird. Auch die modernistischen Türmchen der Pedrera sind einen Besuch wert. 
Nach dem Besuch des toro sentado (Meditación) von Josep Granyer an der Rambla Catalunya im Abendlichte und einem Tagespensum von 14 Kilometern geniessen wir den Apéro in einer afrikanisch geprägten Bar und ein feines Nachtessen im el Racó an der Plaça Urquinaona. Auf dem Rückweg durch die Carrer de Fantanella liegen kurz vor dem Hotel wie jeden Abend zwei Obdachlosen in einer feuchten Fensternische. Ihr Hund bellt bei einer bescheidenen Spende. Ein trauriger Anblick, der in Barcelona fast alltäglich ist.

 

 

4. Tag: Freitag 26.1.2018

Es regnet, also haben wir am Morgen unterschiedliche Pläne. Während Vroni im Corte Inglès verschwindet und endlich ihre Camperschuhe findet, mache ich mit einem Hotelregenschirm ausgerüstet eine interessante 6 Kilometer lange Regenwanderung, bis ich gegen Mittag ziemlich nass wieder im Hotel lande. Von der Rambla aus tauche ich ins Viertel El Raval ein. Das MACBA (Museu d'Art Contemporani de Barcelona) an der Plaça Ängels und das Convent dels Ängels betrachte ich nur von aussen, umrunde das Hospital de la Santa Creu i Sant Pau (ein Klinikkomplex im katalanisch Jugendstil) und betrete den Jardins de Rubío i Lluch  (ältestes Spital der Stadt) durch den Eingang der Reial Acadèmis de Farmàcia de Catalunya. Schlussendlich gelange ich auf der Rambla de Raval zum Ziel meiner Suche – der überdimensionalen, dicken Katze von Botero. El Gato del Raval ist ein Kunstwerk des kolumbianischen Bildhauers Fernando Botero. Die Skulptur wurde im Jahr 1987 von der Stadt gekauft. Der Künstler ist bekannt für seine rundlichen, üppigen Skulpturen. Nicht weit davon steht das kleine Kloster Sant Pau del Camp (spätes 9.Jh.). Es ist das älteste Kirchenbauwerk Barcelonas und eines der wenigen erhaltenen romanischen Gebäude. Vom schlichten Inneren der Kirche kommt man über den gotischen Kapitelsaal zum wunderschönen kleinen Kreuzgang. Vorbei an dem Palau Güell mit den zapfenartigen Giebeltürmchen gehe ich zurück zum Hotel. Das herrliche Stadthaus erbaute Gaudí 1885 für den Gönner und späteren Freund, Graf Eusebi Güell. Weg vom Althergebrachten war seine Devise. Er beginnt hier die architektonisch neue Wege. Zum 1. Male zeigt sich hier seine eigene Art Strukturelemente in die Dekoration einfliessen zu lassen. Hier wird eigentlich sein Stil geboren. 


 

Am Nachmittag zieht es uns wieder in die Altstadt. Wir besuchen die Kirche Santa Maria del Mar in Ribera Born, den Originalschauplatz von «Die Kathedrale des Meeres». Sie wurde von 1329 bis 1383 erbaut und ist ein herausragendes Beispiel katalanischer Gotik, mit einer Reinheit und Einheitlichkeit des Stils. Hinter der Kirche Santa Maria del Mar erinnert das Denkmal Fossar de les Moreres mit ewiger Flamme an die hier beerdigten Opfer des katalanisch-kastilischen Krieges, der 1714 mit der Niederlage der Katalanen endete. Die Niederlage bedeutete den Verlust der Unabhängigkeit Katalaniens. Die Legende erzählt, dass ein Totengräber hier die katalanischen Gefallenen beerdigte und dabei seinen Sohn entdeckte, der für die Gegenseite gekämpft hatte. Darauf entfernte er den Körper seines Sohnes und sprach voller Zorn: Auf dem Friedhof  von Moreres wird kein Verräter beerdigt.

 

Wir kommen an zwei alten Märkten vorbei, dem Mercado del Born, der 2002 geschlossen wurde, da dort archäologische Überreste aus dem Mittelalter gefunden wurden. Das Gebäude, eine alte Markthalle wurde in einer Eisenkonstruktion im Stil des 19. Jahrhunderts errichtet. Heute dient es nicht mehr als Markt, vielmehr kann man dort Ausgrabungen zur Geschichte betrachten. Der Mercat del Born wurde 1876 eingeweiht und war das erste grosse Bauwerk aus Gusseisen, das in Barcelona gebaut wurde. Der Santa Caterina Markt macht der La Boqueria Konkurrenz. Er wurde im Jahr 1848 geöffnet und war der erste bedeckte Markt in Barcelona. Er wurde vor kurzem mit einem modernen Look erneuert. Das leuchtend aussergewöhnliche, farbige wellenförmige Dach besteht aus 325`000 keramischen Teilen mit über 60 Farben, die die Farben des Obst und Gemüse präsentieren, das innen verkauft wird. Bei den Renovierungsarbeiten entdeckte man dann archäologische Funde, römische Vasen aus der Zeit als Barcelona noch Barcino hiess und christliche Grabstätten. Um diese historischen Schätze zugänglich zu machen, eröffnete man nach Abschluss der Restaurierung ein kleines Museum innerhalb des Markts, das MUHBA Santa Caterina. 



 

Das Museu Marés hinter der Kathedrale ist die bedeutendste spanische Skulpturensammlung aus dem 12.-19. Jh. Präsentiert wird die Sammlung des Bildhauers Frederic Marès, der zu seinen Lebzeiten von 1893-1991 besessen Statuen und alle möglichen Kuriositäten sammelte, vor allem Skulpturen des 3. und 4. Jhs., eine Sammlung von Kruzifixen sowie Statuen der Jungfrau Maria aus der Romantik und Gotik. Das Gebäude selbst ist sehr geschichtsträchtig. Es ist Teil des Königlichen Palastes im gotischen Viertel. Dieser wurde ab dem 11. Jahrhundert gebaut. Von einem Raum aus dem Museum kann man in die Sala Tinell schauen, in dem Columbus 1493 - der Legende nach - die ersten Geschenke aus der Neuen Welt dem Königspaar Isabell I. und Ferdinands II. präsentierte. Der Innenhof ist ein ruhiger Ort zum Lesen, Kaffee trinken oder einfach nur um am Wasser zu sitzen und unter den Mandarinenblüten über das Leben nachzusinnen.

 

Die noble Plaza del Rey wird von historischen Gebäuden eingeschlossen und war einst Barcelonas Innenhof des royalen Palasts der Grafen und der Krone von Aragonien. Bevor Turniere auf diesem Platz stattgefunden haben, haben Märkte für ein grosses Durcheinander gesorgt, die der König schliesslich untersagte, da sie ihn angeblich nicht schlafen liessen.

 

Am Abend spazieren wir die Vía Laietana entlang. Sie wurde zwischen 1907 und 1926 angelegt um das Stadtviert El Eixample mit dem Hafen zu verbinden. Heute trennt sie die Viertel Barri Gòtic und La Ribera. Sie ist eine der Hauptstrassen in Barcelonas Zentrum, verbindet den Plaça Urquinaona mit dem Plaça d’Antonio López in Ufernähe und wird von zahlreichen Casas y Monumentos gesäumt. Auf einer Seite erhebt sich ein wesentlicher Teil der alten römischen Stadtmauer. Vor der Caixa de Pensiones steht die  Bronze Victor Ochas.

 

Im Palau de la Música Catalan wurde von Lluís Domènech i Montaner entworfen und entstand im frühen 20. Jh. Es spiegelt mit verschnörkelten Elementen die Sinfonien wieder, die im Laufe der Zeit erklangen. Herzstück ist der Saal mit dem Buntglas-Dachlicht von Antoni Rigalt, das wie ein Tropfen Sonnenlicht von der Decke hängt. Im Palau finden regelmässig Konzerte statt (von Kammermusik bis Jazz). Wir geniessen hier unseren Apéro vor hellen geometrischen Glasfenstern und unter rosettengeschmückten Bögen und Jugendstilsäulen.

 

 

5. Tag: Samstag 27.1.2018

Da wir das Gepäck bis zur Abfahrt um 12:00 Uhr im Hotel lassen könenn, beenden wir unseren Aufenthalt in Barcelona, wie wir ihn begonnen haben – mit einem Bummel die Rambla hinunter bis ans Meer. Viele Schönheiten sehen wir zum zweiten Mal und entdecken auch noch neue wie den Eisendrachen an der Rambla oder die Skulptur «Hommage an das Schwimmen» vom Bildhauer Alfredo Lanz am Port Vell. Dann nehmen wir Abschied von der Plaça Catalunya mit seinen Tauben und fahren mit dem Aerobús über die Plaça d`Espagna zum Flughafen. Kurz vor dem Flughafen begegnen wir zum ersten Mal einem grossen und bewaffneten Polizeitaufgebot. Der Bus angehalten, kurz inspiziert, und dann geht es weiter. Der Flug Swiss LX 1955 fliegt pünktlich um 14:45 Uhr ab und um 16:15 sind wir nach fünf tollen Tagen in einer faszinierenden Stadt schon wieder in Kloten.