Granada, 5. - 7. Juni 2015

 

Vor unserer Reittour besuchen wir die am Fusse der schneebedeckten Gipfeln der Sierra Nevada liegende Stadt Granada mit der maurischen Königsstadt Alhambra, die durch die einzigartige Lage und die glanzvolle Baukunst eine der sehenswertesten Gegenden in Andalusien ist.

 

Am Freitag fliegen wir um 11:50 Uhr in Zürich ab und landen um 17 Uhr nach dem Umsteigen in Madrid in Granada. Mit dem Bus geht es in die Stadt und zu Fuss zum Fünfsternhotel «Palacio de las Patos», von dem wir nach dem 1. Apéro in die Stadt spazieren, um die Tickets für den Alhambrabesuch auszudrucken. Wir bummeln durch die Gässchen des Albacin zur Kathedrale. Die Sonne scheint lange, die Strassen sind mit hohen Sonnensegeln abgedeckt. Die Stadt lebt, die Gassen und Bars sind voll, überall Musik und Theater. Auf einem Platz ist ein Kasperlitheater mit 1000 Zuschauern. In drei Bars mit je einem copa de vino tinto und einem feinen Tapas (3 € !!!) geniessen wir einen schönen und engspannten Abend. Feiner Wasserdunst sprüht aus Düsen und kühlt die Luft.

 

Am Samstag steigen wir in 35 Minuten durch die Porta de la Justicia zur Alhambra empor und stehen vor dem braunroten, hohen Alcazar , dessen Zinnen von vielen Schwalben umflogen wird. Um 9:30 Uhr sind wir mit einer der ersten Gruppen im Nasridenpalast, den wir erkunden und viel fotografieren, vor allem die farbigen Azulejos und die wändefüllenden Kaligraphien. Alles ist fein, wunderschön und beeindruckend. Wir lassen uns Zeit, auch für Details. Manchmal setzen wir uns einfach hin und schauen. Am Anfang hat es noch nicht viele Besucher. Der Myrthensaal gefällt mir am besten. Die 12 Löwen im filigranen Löwenhof sind etwas massig, spucken Wasser und sind mit den Bögen, Toren, Brunnen, Zieselierungen, Schriften und Azulejos einfach schön. Nach zwei Stunden sind wir etwas müde und durstig wieder beim Eingang. Endlich etwas Wasser, und nun folgt eine lange Wanderung durch den Alcazar und die «Jardines del Generalife» mit den prachvollen Pflanzen, Teichen und Wasserspielen. Der Bus führt uns zurück zu Stadt zu Cervezza, Tapas und einer Siesta. Am Abend spazieren den Darro entlang, dann den Albacin hinauf zum Mirador mit der prächtigen Aussicht auf die Alhambra. Das Nachtessen besteht wiederum aus dreimaligem Vino tinto mit Tapas. Zum Schluss schauen wir noch eine schöne Flamencovorführung von Kindergruppen auf dem grossen Platz an.

 

Am Sonntagmorgen deponieren wir die Koffer, bummeln durch die Stadt, besuchen die Kathedrale mit der Königskapelle, den Palacio de Mandraza (Ratshaus) und erfahren, dass der gestrige Lärm auf den Sieg von Barcelona über Madrid und das Ende der Granadwochen zu erklären ist. Pünktlich um 14:30 werden wir im Hotel abgeholt und im Kleinbus nach La Calahorra, dem Ausgangspunkt unseres Reittrails gefahren.

 

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Sierra Nevada, 7. -14. Juni 2015

Die Sierra Nevada (schneebedecktes Gebirge) ist mit 3482 m (Mulhacén) das höchste Gebirge Spaniens, das in der Regel jährlich von November bis Mai eine Schneehaube trägt. Seit 1999 ist das Kerngebiet von 86`208 Hektar als Nationalpark Sierra Nevada geschützt. Teilweise reichen ihre Steilhänge bis direkt an das Mittelmeer heran (in und um Almería). Das Schmelzwasser der Sierra Nevada versorgt das Umland, die Gewächshauskulturen in Almería, die Vega von Granada sowie die Städte Granada und Almería mit Trinkwasser. Auch die bekannteste Mineralwasser-Marke Spaniens, Lanjarón, bezieht ihr Wasser aus einer Quelle in den Alpujarras, die die Südseite des Gebirges bilden. Die Sierra Nevada ist nach Norden hin steil und felsig; nach Süden, in der Alpujarra, eher sanft abgestuft. Die klimatischen Bedingungen im Nationalpark Sierra Nevada sind besonders. Im Sommer können die Temperaturen in den tieferen Lagen 30 °C ansteigen. In den Frühlings- und Herbstmonaten muss mit Temperaturen zwischen -4 °C und 3° C gerechnet werden. Der Winter präsentiert sich mit Werten um die 0 °C. Von Dezember bis Anfang April liegt meist Schnee. Im Sommer fallen nur sehr selten Niederschläge, während im Winter es häufig schneit. Der Nationalpark Sierra Nevada ist eine vielfältige Naturlandschaft. Im Park wachsen mehr als 2100 unterschiedliche Pflanzenarten. 116 davon gehören zu den bedrohten Arten. In den mittleren Höhenlagen dominieren Wälder mit Steineichen und Ahornbäumen. Gelegentlich finden sich auch Weiden, Ulmen, Erlen und Pappeln. In den Höchstlagen ist die Vegetation nur noch sehr spärlich. Wer ein wenig Glück hat, kann in diesem kargen Gelände die Schneemaus entdecken. Der Iberien-Steinbock und die Wildkatze sind ebenfalls typische Vertreter der Sierra Nevada. Des Weiteren leben in dem Park circa 84 brütende Vogelarten.

 

Am Sonntagnachmittag erreichen wir um 15:30 Uhr erreichen das Hotel «Hospedería del Zenete» in La Calahorra, am Fusse des Hügels. Auf diesem steht eine imposante Ritterburg mit dicken Mauern und vier Rundtürmen. Wenn man dieses Castillo von 1512 von aussen betrachtet, kann man sich nicht vorstellen, dass sich im Innern ein gut erhaltener Innenhof im florentinischen Renaissancestil versteckt. Die Burg wurden in einigen Hollywoodfilmen als Filmkulisse verwendet, so auch für den Film «der Wind und der Löwe» mit Sean Connery. Wir spazieren zur Burg hinauf, von wo der Blick weit über die Sierra, das kleine Dorf La Calahorra, die Ebene von Guadix mit den Überresten des kleinen Bahnhofes aus dem Film «Spiel mir das Lied vom Tod» und einem grosses Sonnenkraftwerk reicht. Um 20:30 kommen unsere Pferde an. Manolo reitet wie letztes Jahr Leyanda, Martinus (unser 3. Reitpartner aus Holland) bekommt Rita, Bruno dir Apaloosastute Dakota und ich den Schimmel Django mit den schwarzen Punkten. Nach einem guten Nachtessen mit Cerdero, Wein und Gesprächen in einem englisch-spanisch-deutschen Sprachengemisch sind wir um Mitternacht im Bett.

 

Am Montagmorgen werden zuerst die Pferde geputzt und gesattelt, das Picknick eingepackt, und dann geht es entlang dem Rio Aldeire bis auf 2000 Meter auf alten «Eismannwegen» und neuen Feuerschneisen in die Sierra Nevada. Auf diesen alten «Gletscherpfaden» stiegen die Menschen früher auf die höchsten Gipfel um Eisblöcke aus den Gletschern zu schneiden. Dies war das einzige Mittel um Lebensmittel zu konservieren. Der Weg ist sehr abwechslungsreich. Er führt zuerst um den Burghügel herum, dann über eine Ebene mit Mandelbäumen und Gerstenfeldern. Im weiteren Aufstieg hat es Kastanien- dann Föhren-, Tannen-, Zedern-, und Steineichenwälder. Dazwischen blühen weisse Zistrosen und gelber Oleander. Am Schluss reiten wir eine steile Geröllhalde hinunter, bis wir La Rosandra am Bach picknicken und Siesta halten. Mein Pferd Django mit seinen schwarzen Flecken auf dem weissen Fell, dem kräftigen Hals und seinem gedrungenen Körper ist trittsicher und gefällt mir. Am Schluss erreichen wir wieder die Festung von La Calahorra, wo wir warten, bis uns jemand das Tor öffnet und wir die leere Burg erkunden können.

 

Über das verlassene Bahngeleise aus den Spaghettiwestern reiten wir am Dienstag über die Ebene von Calahorra und vorbei an den hohen Abraumhügeln des Eisenerzabbaus bei Jerez de Marquesado. Bis vor 50 Jahren wurde von hier noch Erz mit der Bahn nach Almeria gebracht und dort auf Schiffe verladen. Trotz grosser Vorkommen musste der Abbau wegen Grundwasser aufgegeben werden. Es bleibt ein riesiges Loch und die Abraumhalden, die wir umrunden und dann die «Rambla» (ein trockenes Flussbett) durchqueren und Richtung Jerez de Marquesada und durch das Val de Zabalia zum Stausee von Cogollos reiten. Nach dem Dreistundenritt erwartet uns im Föhrenwäldchen Angelika mit dem feinen Mittagessen - für mich ohne Zwiebeln und Knoblauch, dafür mit Spinat. Super Service! Nach zwei Stunden Siesta geht es unter leichtem Regen auf alten Minenarbeiterpfaden nach Cogollos zur Finca von Angelika, wo die Pferde über Nacht auf der Weide bleiben. Wir übernachten in Cogollos in der Casa Rural «El Tesorillo». Nach Duschen, Bier, lesen und Tai Chi gehen wir um 21 Uhr zu Fuss in die Bar von Cogollos, wo wir den Abend bei Tapas, Wein und angeregten Gesprächen mit Angelika und ihrem Mann Juan (Informatiklehrer am Gymnasium) verbringen.

 

Das Morgenessen bekommen wir am Mittwoch in der Bar Los Mozillos (Zwillinge). Um 10.30 Uhr reiten wir bei Angelika ab. Nun geht es während 3 ¾ Stunden hoch hinauf einem gewundenen Weg am Berghang der Camarete entlang Richtung Lugros. Wir durchqueren lockeren Eichenwald, Zistrosenfelder und Pinienwälder. An fernen Berghängen blüht gelber Ginster und im Hintergrund ragt der El Picón (3000 m) mit seinen Schneeflecken. Verrschiedene Galoppaden auf der Bergstrasse führen uns zu Wiesen , auf der noch junge Stiere frei leben. Glücklicherweise sehen wir sie weit unten in einem Tälchen. Auf 2000 Meter ist nur Macchie, und dann kommt im Naturschutzgebiet wieder Föhrenwald. Um 14 Uhr 15 picknicken wir, brechen es aber bald ab, das erste Tropfen fallen. Wir steigehn auf breiten Feuerschneisen ins Tal hinunter  und sehen sogar eine Bergziege. Nach zwei Stunden erreichen wir um 17 Uhr das Hotel Picon in Jerez de Marquesada. Nachtessen gibt es erst um 21 Uhr 45. Zum Abschluss hilft ein Brandy über das eher mittelmässig Essen hinweg.

 

Am Donnerstag ist um 10 Uhr 30 wiederum Abritt, nachdem die Pferde geputzt, Wasser gefasst und der Regenschutz eingepackt ist. Wir brauchen ihn aber nicht. Auch heute geht es während  3 Stunden und 20 Minuten hinauf in die Berge Richtung El Picón, zuerst auf einem Wanderweg durch Föhrenwälder und dann durch Barrancos und auf Geissenpfaden  an Abhängen vorbei. Die Landschaft ist wiederum neu und phantastisch. Ich fühle mich wie in den Rocky Mountains auf den Spuren von Jeremiah Johnson. Mein Tagesziel – auf dem Pferd zwei Haikus verfassen und einen Galoppfilm drehen - ist schon nach 1.5 Stunden erreicht. Durch die Wirkung des Adrenalins nach einem raschen Galopp fühle ich mich frei und glücklich. Picknick gibt es heute in der Area Recreativa Tizná, was Schwarze Madonna bedeutet. Angelika hat alles an dem schönen Flüsschen Alhori vorbereitet. Der Rio Alhori ist der höchste Quellfluss des Rio Guadalquivir. Um 17 Uhr sind wir nach dem steinigen Abstieg in Jerez.

 

Der Freitagritt führt von Jerez de Marquesado durch fahle Gerstenfelder entlang einer alten Kupfermine und dem See von Cogollio zu einem grossen Kieswerk, welches wir umrunden und dann hinunter Richtung des Tales von Baseo de Guadix reiten. W ir kommen durch Badlands entlang der Krete eines langen Canyons, durchqueren Paulenca und bleiben nach 3 ¾ Stunden in einem Trockentälchen zum Picknick. Um 15:30 Uhr führt uns der Ritt in 1.5 h nach dem Hotel Cuevas Ventura Abuela in Guadix. Hier wohnen mehr als 4000 Menschenin Höhlenhäusern. Wir bekommen im Hotel ebenfalls ein Höhlenzimmer, welches etwas kühl ist und immer die gleiche Temperatur von 19 Grad hat. Nach einem weiteren tollen Tagesritt und einem feinen Fischnachtessen folgen unangenehme Überraschungen: Handyakku leer, kein Wifi und mein Tagebuch ist weg. Deshalb gibt es vom letzten Tag keine Notizen. Ein halbes Jahr später taucht das Büchlein wieder auf. Manolo hat es irgendwo gefunden und mir zugeschickt.