Nachdem der Lektüre sämtlicher Bücher von Hemingway , glaubte ich , ich würde einiges von diesem blutigen Ritual verstehen und wollte bei meinem ersten Spanienaufenthalt unbedingt  einen Stierkampf in der Arena sehen. Die erste Gelegenheit hatte ich 1987 in Barcelona. Ich war hingerissen zwischen Abscheu und Faszination, zwischen «sol» y «sombra», zwischen Leben und Tod, bewunderte die kraftstrotzenden Stiere und die elganten Madadores mit ihren roten Muletas, auf den man das Blut der verletzten Tiere nicht mehr sieht.

 

Die Corrida: An der Corrida marschieren die Matadore Damas Gomez, Jerezama und El Paquiro stolz in die Arena. Dann stürzt sich der Stier wild in die Arena. Seine langgebogenen Hörner sind spitz wie zwei Degen. Der Picador stemmt seine Lanze in die Schulter des Tieres. Das Blut beginnt dunkelrot und schaumig über seine Seiten zu fliessen. Dann wird unter der Musik des Passodoble sein Rücken mit sechs Banderillas gespickt. Olé, Olé! rufen die Afficinados, während der Matador seine Veronicas dreht. Schon ist der Angriffsgeist des Stieres gebrochen, und trotzdem könnte er noch ein Pferd mit seinen Hörnern in die Höhe heben. Dann stehen sich Stier und Matador gegenüber. Er hebt den Degen, der «moment de la verité ist da, und schon steckt der Degen tief Stiere. Er trifft aber das Herz nicht, und nun beginnt ein Schlachten, indem der Matador immer wieder mit dem Degen zusticht . Doch der Stier steht immer noch. Schlussendlich wird er tot durch den Sand aus der Arena gezogen. Der Beifall der Zuschauer gilt ihm. Sein Fleisch kam früher den Armen zu Gute. Wenn der Matador einen guten Kampf geliefert hat, bekommt er ein Ohr, eventuell sogar zwei Ohran oder gar noch den Schwanz des Stieres. Dann darf er unter den Klängen des Orchesters eine Ehrenrunde um die Arena drehen, wobei er von Hüten, Blumen und anderem beworfen wird.

- YouTube-Video: Flamenco Ikone Charo über die grausame Tradition des spanischen Stierkampfes

- YouTube-Video: Stier springt in Zuschauer

 

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Als wir 2004 an der Feria de Caballo der Jerez teilnahmen, hatten wir am Vorabend die Gelegenheit eine Corrida de Rejiones (Stierkampf zu Pferd) zu erleben.

Bei der Rejonada reiten die schwarz gekleideten Rejeonadores auf sehr gut augebildeten Andalusiern (P.R.E .), Lusitanos oder Araber, welche die hohe Schule beherrschen, vor ihrem Gefolge in die Arena ein. Auch bei diesem Stierkampf sind Banderilleros dabei, die aber ohne Waffen den Stier mit ihren in Pink und Gelb leuchtenden Capotes in die gewünschte Richtung lenken. Der Rejoneador setzt zuerst kurze Stahlklingen (Rejones) in den Hals des Stieres. In der zweiten Phase wechselt er zu den Banderillas, und zuletzt versetzt er dem Stier vom Pferde aus den Todesstoss mit einer langen Klinge (Rejon de Muerte). Während des Kampfes werden je nach Ablauf dreimal die Pferde mit unterschiedlichen Fähigkeiten gewechselt. Die Eleganz der Pferde ist grossartig, wenn sie anmutig und das Gleichgewicht bewahrend, einmal schnell, dann wieder langsam im Seitwärtsgang Zentimeter vor den spitzen Hörnern des Stieres galoppieren oder gar vor dem Todesstoss in Front des Stieres hin- und her springend einen Tanz aufführen. Im letzten Moment springen die Pferde, dem tödlichen Hornstoss ausweichend, an ihm vorbei erlauben es so  dem Rejeonador die Muleta dem Stier ins Herz zu treiben.