2022: Wildpferde-Geniessertrail in Portugal (30. April - 7. Mai)  

Samstag, 30.04.2022:

Abflug in Zürich 09:45 Uhr, 11:30 Uhr Landung  in Porto. Der Anflug ging tief über die Stadt, links lag das Meer über dem wellenartige Wolken schwebten. Carlos Orlando, der Reitführer, empfing uns und fuhr uns mit zwei deutschen Frauen (Ulrike, Eike) nach Arcos de Valdevez. Hier bezogen wir unsere Zimmer. Sie sind sehr klein mit sauberem Bad, einem kleinen Vorraum mit Küche und Tisch. Dann ging es gleich in die Stadt, wo wir etwas Kleines assen. Bruno und ich machten  einen Stadtspaziergang zum Fluss Vez, wo ich die Statuen des Zweikampfes der Ritter von 1144 fotografieren konnte. Später marschierten wir zurück über einen Hügel, mit schönem Blick auf das Tal, die Quinta de Hijo und unsere Pferde. Auspacken, einräumen, sich auf morgen vorbereiten. Inzwischen ist  Eva, die 3. Deutsche angekommen. Um 19 Uhr Spaziergang in die Stadt zum Nachtessen. Ich bekomme ein Extraplättli ohne Knoblauch und Zwiebeln. Der kühle Vino Verde der Region ist gut (junger Wein mit  9.5 %). Um 21:30 sind wir auf der Quinta, wo wir noch den Namen unseres Pferdes erfahren: Petra!

                                                                                                                                                                                                                                   (Bilder zum Vergrössern anklicken)   

 

Sonntag, 1. Mai 2022: Der 1. Reittag ist ausserordentlich gut. Um 8:00 Uhr gibt es im Haus Morgenessen, dann bereiten wir die Pferde zum 1. Tagesritt vor. Mein Pferd Petra ist eine schöne, andalusische Fuchsstute und angenehm zum Reiten. Um 10:00 Uhr geht es los. Zuerst umrunden wir im Schritt Arcos de Valdez, dann geht es bergwärts durch Eukalyptuswälder, durch gelbe Ginstermacchie auf steinigen, alten Pfaden und vorbei an runden, von Gletscher geschliffenen Felsblöcken. Die Landschaft ist einmalig. In der Gruppe sind alles gute Reiter, wir kommen gut vorwärts. Um 12:30 Uhr gibt es in einem Restaurant ein gutes Mittagessen mit Bacalao und Vinoverde. Dann weiter einen kahlen Hügel hinauf, wo wir in einer grossen Mulde und einem Abhang mit gelben Ginster zwei Guarana Wildpferdeherden entdecken. Die beiden Leithengste sind gerade in einen Zweikampf. Wie sie uns wittern, galoppieren beide zurück zu ihrer Herde und führen sie weg. Weiter oben begegnen wir noch kleine Longhornrinder der Cachenarasse. Anschliessend reiten wir hinunter zum Tagesziel in der Nähe des Nationalpark Parque Porta do Mezio. Hier lassen wir die Pferde zurück und fahren nach Arcos. Wir in 4 3/4 Stunden 25 km zurückgelegt, sind 1144 m empor und 650 m hinunter gestiegen. Um 17:30 sind wir beim Duschen im Haus, Aperitif trinken, dann gibt es im Haus Nachtessen. Maddalena, die Frau von Carlos hat Reis und Hühnchen gekocht. Dazu gibt es guten Rotwein und zum Abschluss zwei Sorten noch Porto.

 

 

Montag, 2.5.2022: Der Wecker läutet um 7:00 Uhr, Morgenessen um 8 Uhr im Haus. Wie wir hinausgehen, sehen wir, dass zwei Pferde ausgebrochen sind und vor dem Haus grasen. Sie haben das Tor selber geöffnet. Um 9 Uhr Abfahrt. Bei der Porta do Mezio satteln wir unsere Pferde, müssen aber fast eine Stunde warten, da ein Pferd frisch beschlagen werden muss. Dann geht es kilometerlang hinauf in die Berge, vorbei an goldgelben Ginsterabhängen, auf steinigen Strassen und über die Felsen bei der Riesenschaukel von Mezio (Baloiço do Mezio). Immer wieder begegnen wir Wildpferden und Cachenarindern. Auf einem baumlosen Pass können wir die Pferde im Corral anbinden und picknicken am steinernen Granittisch. Es ist sehr kühl. Über uns kreisen Geier. Ein Guarana Pferd besucht uns. Es will sich unseren Pferden nähern, zieht sich aber bei jeder Annäherung von uns sofort zurück. Von hier aus geht es den Berg hinunter auf Naturpfaden, die sehr steinig und gefährlich scheinen. Aber kein einziges Pferd gleitet aus. Wir vertrauen ihnen, und sie finden den besten Weg. In einem kleinen Tal an der Baumgrenze treffen wir wiederum eine wilde Herde, die sich aufteilt. Da wir mittendrin sind, wollen die hinteren Pferde sich so schnell wie möglich mit den vorderen vereinigen. Zwei Pferde galoppieren auf der schmalen Strasse an uns vorbei, und mein Pferd wird sehr nervös. Schon bald sind wir in Ferreiros, wo wir die Pferde in einem Orangenarten zurücklassen. Wir pflücken süsse Orangen direkt vom Baum und bestaunen die Orangenblüten, die gleichzeitig mit den Früchten wachsen. Anschliessend gibt es im kleinen Dorf Café, dass der Mutter von Carlos Frau gehört, etwas zu trinken. Carlos wohnt hier. Und schon sind wir wieder in Arcos, wo wir uns erfrischen und auf das Nachtessen warten. Carlos Frau hat wiederum ausgezeichet gekocht (Eintopf - auch speziell für mich) und Dessert. Anschliessend sitzen wir bis um 22 Uhr fröhlich beisammen und trinken Rotwein und Porto.

 

 

Dienstag, 3.5.2022: Draussen scheint die Sonne. Um 9 Uhr Abfahrt zu den Pferden nach Ferreiros. Putzen, zu fressen geben, satteln, um 10 Uhr reiten wir ab. Am Anfang weht ein kühler Wind, aber später gibt es einen wunderschönen, warmen, sonnigen Tag. Wir sind im ganzen 4 h im Sattel und machen 21 km. Zuerst geht es durch eine Gartenlandschaft, dann einen Hügel hinauf und durch einen verbrannten Eukalyptuswald abwärts in Richtung des Tales des Vez. Die Route ist heute eher etwas eintönig, da wir viel auf Strassen unterwegs sind. Beim Café da Zebra werden die Pferde an der Strasse angebunden, und wir essen Schnitzel und Reis (ich - Pommes ohne Knoblauch). Um 13:30 Uhr geht es durch ein steiniges, feuchtes und enges Bachbett. Carlos muss dreimal absteigen, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Dann wiederum weiter zwischen Häusern und Gärten hindurch bis wir am Fluss Vez anlangen. Wir reiten in den Fluss, was für Pferd und Reiter recht anspruchsvoll ist. Das Wasser reicht den Pferden fast bis zum Bauch, es hat grosse Steine. Wir müssen uns wieder voll auf unsere trittsicheren Pferde verlassen. Brunos Pferd Zarko spritzt mich voll. Wir erreichen Arcos. Hier machen wir einen Stadtrundritt vorbei an den wichtigsten Gebäuden bis wir zum Stall weiterreiten. Die Pferde kommen in den Stall, wir gehen uns erholen. Um 19:30 Uhr gibt es wieder Nachtessen im Haus. Schon ist ein weiterer schöner Tag fast vorbei in Gesellschaft mit einer guten Reitergruppe und einem und sympathischen Führer. Carlos redet Englisch mit uns, von seinem Portugisisch verstehen wir kein Wort. Manchmal übersetzt Eva. Carlos hat es sehr strengt, denn er macht mit seinen 12 Pferden fast alles alleine. Maddalena macht die Zimmer, kocht und hilft aus, auch beim Fahren.

 

 

Mittwoch, 4.5.2022: Von der Quinta da Fija aus starten wir mit einem tollen Galopp Richtung Pontinha. Der Ritt führt durch einen Märchenwald mit vielen grossen, runden Findlingen, durch Farne, Felder mit weissem Ginster und Eichenwälder. Nach 2 h erreichen wir um 12 Uhr ein Café in Pontinha, wo wir fast 2 h auf das Mittagessen (sehr guter Gemüseeintopf) warten müssen. Das Warten lohnt sich, denn der gallizische Freund von Oskar bereitet uns zum Dessert einen speziellen gallizischen, starken Feuerschnaps. Die Herstellung zelebriert er gebetshaft mit einer schamanenhaftigen Ernsthaftigkeit. Mehrere anschliessende Galoppaden geniesse ich nur halb, da ich immer versuche ein Video zu drehen. Um 16 Uhr erreichen wir die staatliche Herberge Sonho da Seara bei der Ortschaft Vencemal. Wir haben ein sehr grosses, schönes Zimmer und endlich genügend Platz. Ich habe das Problem, die Filme vom Fotoapparat auf das iPhone zu übertragen. Um 19 Uhr fährt uns Carlo nach Perada da Cura, wo wir in einem feinen Restaurant zu Nacht essen. Um 21 Uhr geht es zurück, wo uns nichts mehr übrig bleibt, als ins Bett zu gehen.

 

 

Donnerstag, 5.5.2022: Das Morgenessen beginnt um 9:00 Uhr mit Kuchen und einem Happy Birthday für Ulrike, die heute 60 Jahre alt wird. Um 10:30 reiten wir Richtung Corner Domenico Nationalpark. Es geht gemütlich durch Föhren-, Eichen-, Thuya- und Eukalyptuswälder. Obwohl die Sonne schon stark scheint, ist es im Wald angenehm frisch. Die Pferde sind heute morgen sehr ruhig. Ich bin beim Reiten so gelöst, so dass ich in Gedanken vier Haikus schreibe. Ein langer Galopp weckt die Pferde auf. Vor dem höchsten Punkt durchqueren wir auf einem langen Abhang eine grössere Wildpferd- und Kuhherde. Einige Pferde drängen sich mit ihren Fohlen im Schatten unter einen grossen Felsen. Nach 2 h erreichen wir eines kleines Bergdorf mit 6 Einwohnern. 3 davon sind die Schwestern Maria (90) und die Zwillinge Rosa und Olivia (60), die uns ein einfaches Mittagessen kochen. Maria ist die Chefin. Sie freuen sich auf Unterhaltung, nur verstehen wir nicht viel, da sie nur portugiesisch sprechen. Carlos muss übersetzen. Das Leben hier ist einfach. Alle Jungen sind weggezogen. Nach 2 h sind wir fertig, nach einem Kaffee (mit Grappa) zäumen wir die Pferde und reiten noch 1.5 h bergab zu unserer Herberge Sonho da Seara. Wir setzen uns an die Sonne, es ist wunderschön. Die Frauen schwimmen im Pool. Dann füttern wir die Pferde, laden die Sättel in den Anhänger und bereiten uns auf die Abfahrt zum Nachtessen nach Paredes de Coura vor. Zum Nachtessen gibt es eine feine Forelle. Die Gespräche finden auf Englisch, Deutsch und Spanisch statt. In der Unterkunft setzen wir uns in die Küche und genehmigen uns einen letzten Porto bei angenehmen Gesprächen. Der heutige Tag war wiederum sehr positiv in allen Belangen.

 

 

Freitag, 6.5.2022: Letzter Reittag. 28.8 km, 4 h 33, max. Geschwindigkeit 25.9 km/h, aufwärts 634 m, abwärts 1024 m. In Sonho da Seara gibt es um 9:00 Uhr Morgenessen, um 10:00 Uhr sind wir bei den Pferden, um 10:30 Uhr Start auf den Heimweg Richtung Arcos de Valdevez. Es ist ein klarer, heisser Sonnentag. Zuerst geht es aufwärts, zum Teil durch enge Ginsterwege. Zweige schlagen einem ins Gesicht, dann wiederum reiten wir durch ein Bachbett aufwärts. Wir sind ruhig und still. Am Anfang kommt etwas Unruhe in die Gruppe. Nach 2 1/4 Stunden gelangen wir an einen kleinen Weiher, den Lago da Poça do Couto, mit einem schönen Rastplatz, wo wir die Pferde anbinden und picknicken. Es gibt ein Sandwich mit Käse und Quitten Gelee, was ausgezeichnet schmeckt. Nach 1 h, nachdem die Pferde gefüttert sind, geht es weiter, viele Meter abwärts nach Hause. Bei einem letzten Galopp merke ich, dass mein Pferd fast beinahe den Zügel verliert, weshalb wir anhalten müssen, um dies in Ordnung zu bringen. Ich steige ab und komme wie immer wieder ohne Probleme in den Sattel. Man merkt, dass die Pferde nun etwas müde sind, denn zwei-dreimal stolpern sie ein wenig. Es ist aber auch mühsam auf diesen steinigen Wegen 1000 m hinunter zu steigen. Wir gelangen an unser Ziel, wo die Pferde nach dem Absitzen abgespritzt werden, was Brunos Pferd Zarko gar nicht gefällt. Dann wird schon der Koffer gepackt und gewartet, bis wir um 19:30 Uhr zum Nachtessen nach Arcos fahren, wo es eine feine Dorade gibt.

 

 

Samstag, 7. Mai: Letzter Tag und Heimfahrt. Da ich früh wach bin, stehe ich schon um 7:00 Uhr auf und packe meinen Koffer. Wie alles erledigt ist, setze ich mich ein wenig nach draussen an die Sonne, geniesse den Morgen und schaue den Pferden zu, die Heu fressen. Morgenessen gibt es erst um 8:30 Uhr, und um 9:30 Uhr fahren wir ab. Wir müssen Carlos noch die Taxifahrt zum Flughafen bezahlen. Dies macht 75 € pro Person. Wir geben ihm 120, ein wenig noch für ihn und seine Frau Maddalena. Der Flug verläuft problemlos. Um 16 Uhr sind wir in Zürich und um 19 Uhr zu Hause, wo Vroni mit einem feinen Nachtessen wartet.