15. – 21. Juni 2013, Sierra de la Demanda

 

Dieser Ritt beginnt dort, wo die Burgos-Arlanza-Tour (siehe 2010) endet: in Quintanar de la Sierra am Fusse der Sierra de la Demanda. Das kleine Gebirge erhebt sich auf über 1500 m. Man reitet durch weite Gebirgswälder, vorbei an eiszeitlichen Gletscherseen und überquert die Bergkette in Richtung Norden. Unglaublich grün und einsam ist diese wenig besiedelte Landschaft. Hier und da taucht ein Kloster auf und lädt zum Besuch ein. Die prähistorischen Grabsteine, die man unterwegs besichtigt, sind als Weltkulturerbe anerkannt. In weitem Bogen reiten man dann bis vor die Stadt Burgos. Die intakten königlichen Viehtriebwege sind ideale Reitstrecke und laden oft genug zum Galopp ein.

 

Samstag, 15.6.2013: Abflug Zürich 12:55,  Madrid an 15:55. Wir überfliegen die schneebedeckten Pyrenäen, dem das Braun Kastiliens folgt. Nach langem Warten aufs Gepäck und Suchen des Meeting Points warten wir auf die restlichen Trailmitglieder. Um 17:00 sind zwei Frauen (zwei Freundinne, Véronique aus Belgien, Silvie aus der Schweiz) und Michael (Arzt aus Deutschland) da. Die Transferstrecke von Madrid nach Quintanar de la Sierra beträgt 300 Kilometer. Bei einem Zwischenhalt in Covarrubias, dem Zeltplatz und Gestüt von José Manuel Barreñada, werden wir von seiner Frau herzlich empfangen. Da Silvie ein PRE-Pferd aus seiner Zucht kaufen möchte, gibt es zuerst eine Pferdevorführung. Sie entschliesst sich für Amoroso, der ihr später von José in die Schweiz gebracht wird. Anschliessend geht die Fahrt weiter nach Quintanar, wo wir erst um 22:00 ankommen. Abendessen und Übernachtung im Hotel Casa Ramón.

Sonntag, 16.6.2013: Quintanar de la Sierra – Neila: Trotz quackender Frösche schlafen wir gut, essen um 08:30, fahren um 09:00 ab und reiten um 09:30 bei einem Stall ausserhalb los, geführt von José und begleitet von Josés Freund Raoul und dem jungen Helfer Juan, ich auf dem isabellenfarbigen Peinado und Bruno auf seinem Appaloosa Arlanza. Es geht zwei Stunden aufwärts durch Pinienwald, Täler und gelben Ginster. Alles ist ruhig, heiss, und es riecht nach Wald. Die Ankunft an der Krete über der Waldzone (2000 m) ist phantastisch. Wir haben eine grossartige Rundsicht und einen Blick auf den Lago Larga und den Lago Negra (1700 m),
kleine Gletschersee, die halbkreisförmig von einer senkrecht aufsteigenden Felswand umgeben sind. Nach der Gruppenfoto auf der windigen Krete geht es auf Giessenpfaden hinunter zu den spektakulären Seen eiszeitlichen Ursprungs (Quartär, 10.000 Jahre alt). Dies ist die beste Ausstellung über das Gletschertum und darüber, wie das Quartäreis und die Erosion die Landschaft verändern. Mittagessen und eine lange Siesta etwas weiter unten. Anschliessend reiten wir noch zwei Stunden durch Mischwälder sanft hinab bis zum kleinen Ort Neila, der einst das wichtigste Wollzentrum des Gebiets dargestellt hat. Wir übernachten in einem kleinen Hotel.

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Montag, 17.6.2013: Neila - Huerta de Arriba: Um 09:30 stehen die Pferde bereit. Wir reiten aufwärts durch Kiefernwälder und dann ein Tälchen hinunter an tausenden von gelben Ginstersträuchern vorbei und erreichen nach drei Stunden Huerta de Arriba (1200 m). Hier warten wir lange, bis die Pferde angebunden werden können und wir zum Mittagessen in die Bar la Fuente gehen. Wir essen Linsensuppe, Lomo und Früchte unter einem zweiköpfigen ausgestopften Monstertier. Draussen beginnt es zu regnen. Nach dem Essen wird aus dem angekündigten Ritt von einer Stunde ein Zweistünder im Regen über feuchte Pfade, durch Eichenwälder und  Dornenhecken. José hat sich ein wenig verirrt. Dann sind wir wieder in Huerta de Arriba, wo wir auch übernachten. Der Gehilfe Juan hat sich verletzt und muss ins Spital gebracht werden.

 
Dienstag, 18.6.2013: Huerta de Arriba - Pineda de la Sierra: Um 09:15 brechen wir zu einem langen, kühlen und anstrengenden Ritt durch eine wunderbare Landschaft auf. Wir umrunden Barbadillo de Herreras, galoppieren lange in einem flachen Tal und und erreichen die Via Verde (altes Eisenbahntrasse), die sich kilometerlang mit sanfter Steigung bis zum Pass Puerto del Manquillo (1400 m) hinaufwindet. Die Farben gelb, weiss und rosa (Erika) überwiegen in der Landschaft. Die Barrieren beim Eingang eines alten Tunnels können wir wegräumen und so die Strecke abkürzen. Bei einer Rast warten wir auf das Mittagessen (Lasagne) und dann geht es in leichtem Regen nochmals zwei Stunden weiter bis Pineda da le Sierra. Hier kommen die Pferde in einen engen Stall, und wir warten in der Bar auf unsere Koffer, bevor wir die Zimmer in der Pension Casa Rural el Hayedo.beziehen.

 

Die Vía Verde de la Sierra de la Demanda ist ein offen gelassenes Trasse der Grubeneisenbahn mit wenig Steigungen und Gefälle, die 1902 errichtet und deren Betrieb schon vor langer Zeit eingestellt wurde. In den letzten Jahren wurde die Strecke mit neuen wander- und fahrradfreundlichem Belag versehen und die Tunnels und Viadukte mit Geländern abgesichert. So ziehen sich jetzt 50 km Reitweg durch Täler, durchqueren Hügel mit Tunneln und führen die Reiter nach Barbadillo de Herreras. Die Via Verde beginnt in dem kleinen Ort Arlanzón etwa 20 km östlich von Burgos. Die Strecke ist geprägt von der Schönheit der Berglandschaft in einer Höge von über 1000. Hauptmanko der Strecke ist die Sperrung des Tunnels von Manquillo bei km 31.5, die eine Umfahrung über die Passhöhe von El Manquillo erfordert. Von den drei Tunneln der Strecke ist nur einer befahrbar (Tunnel von Barbadillo, 175 m). Die Strecke verläuft recht einsam durch die Bergwelt, die ersten 23 Kilometer kommt man an keinem Ort vorbei. Die ehemalige Bahnstrecke war eine Minenbahn, die Kohle und Erz aus der Sierra de la Demanda zur Hauptstrecke Burgos - Bilbao bringen sollte. Der erste Abschnitt zwischen Villafria (Burgos) und Arlanzón war auch für den Transport von Passagieren geplant. Bereits 1910 wurde der Verkehr auf der Strecke eingestellt. Ein Grossteil der Minen wurde 1924 geschlossen. Die Gleise wurden zwischen 1941 und 1947 abgebaut. Der erste Teil der Strecke führte durch die Sierra de Atapuerca, wo man im «Eisenbahngraben» und den benachbarten Höhlen bemerkenswerte archäologische und paläontologische Funde machte.

Mittwoch, 19.6.2013: Pineda de la Sierra - Arlanzón: Um 10:00 reiten wir los, der Tag ist kalt, regnerisch und mühsam. Es geht weiter, 24 km auf der Via Verde, alles im Schritt und im Regen. Nach 3 Stunden habe ich Mühe mit Sitzen und friere. Die Landschaft ist aber auch im Regen schön. Wir reiten dem Arlanzastausee entlang und gelangen um 14 Uhr nach Arlanza, wo wir zu Mittag essen und dann wegen Organisationsproblemen lange auf das Gepäck warten müssen. Schliesslich fahren wir nicht zu den Höhlen von Atapuerca, sondern nach Burgos ins moderne und sehr interessante Atapuercamuseum. Um 18:45 im Kloster San Pedro de Cardeña angekommen, heisst es wieder warten, da die Hospedería del Monasterio Cisterciense de San Pedro de Cardeña noch geschlossen ist. Endlich können wir um 19:40 auf die Zimmer und das klösterliche Nachtessen um 20.00 geniessen (Rührei mit zwei Büchsenwürstchen). Bruno und ich kommen 5 Minuten zu spät und der Zisterziensermönch hat das Essengebet schon gesprochen. Schnell wird auch abgeräumt, und wir sitzen ohne Gläser da. Nun sind wir bis am Morgen «eingesperrt». Aber wenigstens gibt es in der Bibliothek Wifi. Die Tagesbilanz ist eher etwas negativ, da viele Pferde ein wenig wund geritten sind. Sie werden nicht gut geputzt, und die beiden Gehilfen scheinen nicht viel zu verstehen. José spielt den Chef, organisiert und hilft sonst nicht viel.


Donnerstag, 20.6.2013: Arlanzón - Kloster von San Pedro Cardeña bei Burgos: Nach dem Morgenessen im Kloster mit zu wenig Brot fahren wir nach Arlanza zu den Pferden auf der Weide. In 2 ¾ Stunden reiten wir nun durch Auenwälder und steinige Bachbetten zurück zum Kloster Cardeña. Bruno, Michael und ich haben unterwegs ein langes Galopprennen, bei dem der Rest der Gruppe nicht mitkommt. Um 13 Uhr sind wir beim Kloster, wo wir eine Stunde auf das Mittagessen warten. Cesar bringt Silvies Pferd Amorso für einen Proberitt. Beim  Weiterreiten wird es endlich sonnig und schön, auch die Landschaft ändert sich. Sie wird leicht hügelig und flacher, weshalb wir einen zweiten, tollen Galopp machen können. Nach 2.5 Stunden erreichen wir Revilla de Campo. Wir fahren nach Covarrubis ins Hotel Arlanzo und zu einem fröhlichen Nachtessen im Campingrestaurant von José.

 

Das Kloster von San Pedro de Cardeña befindet sich zehn Kilometer süd-östlich von Burgos. Es wurde von den Benediktinern gegründet. Es besitzt ein Chorgestühl im gotischen Mudéjarstil. Im Kapitelsaal aus dem 12. Jahrhundert befindet sich das Museum San Pedro de Cardeña mit einer Apostelgruppe des Künstlers Ribera. In der Zeit von 1936 bis 1940 wurde das Kloster von Franco als Konzentrationslager genutzt. In diesem Kloster befindet sich das Pantheon im Renaissancestil, in dem die Reste von El Cid und Doña Jimena ruhten. Ihre sterblichen Überreste wurden aber später nach Burgos überführt. Aus der damaligen Zeit sind nur noch einige archäologische Reste wie ein romanischer Turm und ein paar Teile des Kreuzgangs erhalten, denn das Gebäude wurde im 15. Jh. vollkommen im damals herrschenden gotischen Stil renoviert.

 

Die paläontologische Fundstätte Atapuerca ist eine der bedeutendsten in ganz Europa, denn sie birgt Zeugnisse der der Lebensweise der Hominiden vor einer Million Jahren. Die Fundstätte liegt in der kleinen Ortschaft Atapuerca etwa 20 km nordöstlich von Burgos. In der Sima de los Huesos (Knochengrube) wurden Reste von mindestens 32 Personen beider Geschlechter unterschiedlichen Alters gefunden, einer der umfangsreichsten Querschnitte durch die menschliche Bevölkerung jener Zeit. Vor über 300.000 Jahren starb eine Gruppe Menschen unter noch unbekannten Umständen. Ihre Reste waren tief in einer Höhle in den Bergen von Atapuerca begraben, wo eine Gruppe spanischer Wissenschaftler sie ans Licht brachten und, zwei Jahre später, die Fossilien der ältesten Hominiden Europas entdeckten. Eine echte Offenbahrung für die Paläontologie, denn zusammen mit Steinwerkzeugen und Tierfossilien fanden sich menschliche Reste von sechs Individuen, die vor fast einer Million Jahren gelebt hatten. Knochen und Werkzeuge, die die wissenschaftlichen Kenntnisse über die Vorgeschichte vollkommen umstürzten und die einer neuen Spezies in der menschlichen Entwicklung ihren Namen gegeben haben, nämlich Homo Antecessor, also Vorreiter, der, der vorangeht, ein Vorfahre des Neandertalers.

Freitag, 21.6.2013: Revilla de Campo - Covarrubias. Auf der Fahrt zu Pferden halten wir an einer alten Saurierfundstätte. In vier Stunden reiten wir dann ohne Halt von Revilla de Campo nach Covarrubias, nur unterbrochen von drei langen Galoppaden von uns drei Männern. Wir durchqueren wiederum eine schöne Landschaft mit fruchtbaren Tälern und kargen Bergrücken, mit Felsen und Steineichen. Heute sorgt Casar auf einem Hengst etwas für Unruhe. Mittagessen ist auf dem Campinplatz, und um 17 Uhr fahren wir nach Burgos. Nach dem Besuch der grossen Kathedrale mit den Gräbern des  Cid und seiner Gattin Jimena gibt es in zwei Bars Tapas. Um 22:30 Uhr sind wir zurück auf dem Campinkplatz und machen uns noch auf die Suche nach den Jungs, um ihnen ein Trinkgeld zu geben. Wir finden sie im Hotel, und es gibt  eine fröhliche Abschiedsrunde.

Samstag, 22.6.2013: Transfer von Covarrubias nach Madrid.
Nach einer lärmigen Nacht, fahren wir schon um 07:30 auf den Flughafen Barajas, wo wir bis um 12:30 auf unseren Flug nach Zürich warten.

 

Burgos wurde als militärische Posten gegründet und entwickelte im Mittelalter zu einer Handelsstadt mit grosser Wirtschaftskraft. Zu dieser Entwicklung trug auch die Tatsache bei, dass Burgos vom 10. bis zum 15. Jahrhundert Hauptstadt des vereinten Königreichs Kastilien-León war, sowie die ausgezeichnete Lage am Jakobusweg und das Monopol über den Handel mit Merinowolle. Dieser Glanz hat deutliche Spuren im heutigen Burgos hinterlassen. Zu Füssen einer Anhöhe, auf der sich die Burgruine befindet und von wo aus man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt geniesst, erstreckt sich das Altstadtviertel.

 

Die Kathedrale von Burgos ist eines der eindrucksvollsten Beispiele gotischer Kunst in Spanien. Zwar sind die gotischen Elemente in der Kathedrale vorherrschend, doch finden sich auch andere Kunststile, da die Bauzeit des Gotteshauses von 1221 bis 1765 dauerte. Die Hauptfassade bilden das Gnadentor, eine sternförmige Rosette sowie eine Galerie mit Statuen der Könige von Kastilien. Auf beiden Seiten erheben sich 84 m hohe Türme, die von prächtigen, kaskadenartigen Turmspitzen aus dem 15. Jahrhundert gekrönt werden. Die schönste Skulpturengruppe findet sich am Portal Puerta del Sarmental. Im Inneren der Kathedrale ist besonders die Kuppel des Hauptschiffs mit ihrem schönen Gewölbe im Mudejarstil bemerkenswert, unter der die sterblichen Überreste von Rodrigo Díaz de Vivar, dem Ritter Cid Campeador, sowie seiner Gattin Doña Jimena aufbewahrt werden. Ganz in der Nähe befindet sich die wunderbare Goldene Treppe von Diego de Siloé aus dem 16. Jahrhundert, die Einflüsse der italienischen Renaissance zeigt. In den Seitenschiffen öffnen sich 19 Kapellen. (Quelle Wikipedia)