Naturpark Coto de Doñana und Wallfahrtsort El Rocio

 

Im April 2006 führt uns unser Reittrail vom Südwesten Sevillas entlang der ehemaligen Pilgerstrecken und dem Naturpark Coto de Doñana nach dem Wallfahrtsort El Roçio, wo wir in einem Haus einer Hemandad (Bruderschaft) Unterkunft und Verpflegung bekamen. El Rocio ist ein kleines Dorf, teils von Pinienwäldern, teils von Feuchtgebieten umgeben, keine Asphaltstrassen, nur breite Sandwege, vor jedem Haus ein Anbindepfosten für Pferde. Die Häuser, in denen gefeiert wird und die zur Zeit der Pfingstwallfahrt viele Leute aufnehmen, sind mit  Liebe und Details eingerichtet. Im Hinterhof hat es Platz für die Pferde. Vor der Dorfbar stehen auf Pferdehöhe Pfosten mit Holzläden, sodass man das Sherryglas ohne abzusteigen, abstellen kann.

 

Hier findet jährlich an Pfingsten die Wallfahrt «Romería de la Virgen del Rocío». Dies  ist wohl die berühmteste und farbenprächtigste Wallfahrt Spaniens und eine der wichtigsten in der gesamten Christenheit. Das 500-Seelen-Dorf, das mit seinen Hütten und staubigen Straßen an den Wilden Westen erinnert, erwacht aus seinem Schlaf, wenn bis zu einer Million Pilger der Madonna vom Morgentau mit einem dreitägigen Mix aus Wein, Gesang und Tanz huldigen. In erster Linie ist es ein Fest der andalusischen Pilger, die je nach ihrem Herkunftsort drei, vier Tage oder auch über eine Woche brauchen, bis sie nach Rocío gelangen. Der harte Kern der Rocieros zählt mehrere zehntausend Menschen, die mit altertümlichen Ochsenwagen und zu Pferde nach Westen ziehen. Das ganze Jahr über bereiten sich die Bruderschaften auf die Wallfahrt vor und huldigen jede ihrem eigenen Abbild der Virgen. Niemand findet etwas dabei, dass der Pilgerweg mitten durch den streng geschützten Naturpark Coto de Doñana führt. Doch kurz vor Pfingsten haben Tausende Pilger Erlaubnis, das Tierreservat in Feierlaune zu durchqueren. Das tun sie zum Teil relativ umweltfreundlich mit ihren traditionellen Ochsenkarren, aber auch Geländeautos mit Allradantrieb durchpflügen den Sand. Tonnenweise Abfall lassen die Wallfahrer zurück. Teilnehmer an Sozialprogrammen sammeln den Müll später wieder auf.

 

El Rocio ist eingeschlossen vom Naturpark «Parque Doñana». Hier wird sowohl die Natur mit Wanderdünen über Wälder und Trocken- und Feuchtgebieten, wie auch die Vielzahl sehr seltener Tierarten streng geschützt. Die Umgebung des Doñana Nationalparks bietet Pinienwälder und Korkeichen, Dünen, Marschland und Jagdreviere. Tausende von Zugvögeln verbringen den Winter in dieser Landschaft. Er liegt an der Costa de la Luz und ist einer der grössten und interessantesten Naturparks Europas. Seit der Erweiterung von 2004 ist er 54.252 Hektar gross. Dazu kommen 26.540 Hektar als Pufferzone. Er ist Spaniens wichtigstes Feuchtgebiet. Dies liegt vor allem an den Marismas; einem flachen, periodisch überschwemmten Feuchtgebiet. Die Coto de Doñana ist nicht nur eine einzigartige Landschaft, die Fauna ist ebenso vielfältig. Das Gebiet ist bekannt für die zweitgrösste Population des stark bedrohten Pardelluchses. Der Nationalpark ist für Besucher nur nach Voranmeldung zugänglich. Auf einer halbtägigen Tour bei regnerischem Wetter durch den Park im Landrover konnten wir sehr viele Tiere sehen (Hirsche, Gruppen von schwarzen Milanen, wilde Pferde, weisse Reiher, Purpurreiher, Käuzchen, Flamingos, …).

 

 

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